Sachbericht „Düsseldörfchen – Eine heldenhafte Stadt“ 2019

Datum: 15.07. – 02.08.2019

Ort: Südpark Megaplatte

Dauer: 15 Tage à 8 Std

Nutzung: 357 Kinder

Struktur: 18 Werkstätten, 60 Betreuer

Eine Veranstaltung im Rahmen der Düsselferien der Landeshauptstadt Düsseldorf

Der Südpark verwandelt sich in den Sommerferien traditionell in eine ganz besondere, vielseitige Stadt, in der die Kinder drei Wochen lang das Sagen haben: Düsseldörfchen öffnet wieder seine Tore. Über 350 Kinder haben sich angemeldet, um ihre eigene Stadt mit Leben zu füllen, aufzubauen und zu regieren. „Düsseldörfchen“ ist zwar orientiert am Vorbild, der Großstadt Düsseldorf, in der die Kinder leben, aber es wird ganz nach den Vorstellungen und Interessen der Bewohner und Bewohnerinnen belebt und im Detail ausgestaltet.

Ein breites Angebot aus den Bereichen Handwerk und Technik, Kunst & Kultur, Medien und Musik, Verwaltung und Wissenschaft, Unterhaltung und Konsum steht bereit. Wie gewohnt hat das Düsseldörfchen von Beginn an alle Bereiche, die zu einer funktionierenden Großstadt dazugehören. Rathaus, Bank, Media-Lab, Zeitung, Modehaus, Schmuck- und Design-Atelier, Bauhof, Anstreicherei, Bistro, Schreinerei, Zirkus, Autowerk, Kunstakademie, Abenteuer-Camp und Bühnenwerkstatt – alle Bereiche laden ein, Neues zu lernen und sich zu spezialisieren. Alle Bürger können sich jederzeit frei entscheiden, wo sie mitarbeiten wollen. Mit jeder Menge Bauholz entsteht auf dem großen Platz im Zentrum ein beeindruckendes Quartier, in dem Geschäfte eröffnet und Wohngemeinschaften gegründet werden.

Jeder Tag beginnt im Düsseldörfchen nach der zentralen Anmeldung um 9 Uhr in allen Spielbereichen und Werkstätten mit einer Betriebsversammlung, in der zum Beispiel besprochen wird, wie die Aufgaben verteilt werden, welche Aufträge anstehen, wie die wirtschaftliche Lage des Bereichs aussieht. Auch Diskussionen über Neuigkeiten oder Probleme in der Stadt werden hier geführt. Im weiteren Verlauf des Tages entscheidet jeder selber über sein Arbeitspensum und Freizeitanteile. Die Tagesverläufe sind so individuell wie die Bürger*innen der Stadt. Der Tag endet mit einer Stadtversammlung aller Bürger*innen als Forum für alles, was berichtenswert und präsentationswürdig ist. Man versammelt sich vor der großen Bühne, hört die neusten Beschlüsse aus dem Rathaus, stimmt über wichtige Angelegenheiten ab und bestaunt Vorführungen.

Geld und Geldverkehr spielen eine große Rolle. Kapital ist die Voraussetzung für die Selbständigkeit der einzelnen Bereiche und der Kinder, für Aufträge und Bautätigkeit, für florierende Geschäfte und ein reges kulturelles Leben. Es wird aber auch immer wieder zur Ursache für Konflikte, die Diskussionen befeuern und Lösungsstrategien fordern. Die gültige Währung ist der Düssel-Euro 2019. Es gibt 1-, 2-, 5- und 10-Düssel-Euro-Scheine. Spielgeld aus den Vorjahren ist ungültig.

Sehr wichtig im öffentlichen Leben des Düsseldörfchens sind die Markt- und Stadtfesttermine. Jeden Mittwoch verkaufen die Bereiche ihre selbst hergestellten Produkte. Dafür müssen Preise kalkuliert und Stände aufgebaut und dekoriert werden. Bei den Wochenabschlussfesten jeden Freitag steht das gemeinsame Spiel im Vordergrund.

Diesjähriges Motto: „Eine heldenhafte Stadt“ und Verlaufsbeschreibung

In diesem Jahr machen wir die Kinderstadt zur heldenhaften Stadt und stellen die Frage, welche Rolle Held*innen heute in einer demokratischen Gesellschaft spielen, ob Düsseldörfchen Held*innen braucht und wenn ja welche.

Held*innen werden oft mit Actionfiguren, Zeichentrickserien und Videospielen in Verbindung gebracht. Aber müssen Held*innen immer Superkräfte haben? Echte Held*innen können auch direkt nebenan zu finden sein.

Das Rathaus geht in diesem Sinne auf die Suche nach Alltagsheld*innen und Bürger*innen, die Zivilcourage zeigen und etwas Besonders für die Stadt tun und stellt zuallererst die Frage: Wer will in diesem Sommer Bürgermeister*in werden? Im Rathaus werden die Bürgermeisterkandidat*innen geschult und alle wichtigen Schritte für den Aufbau und das Zusammenleben in der Stadt eingeleitet. Es gibt zwei Wahlen im Verlauf des Projektes, in der ersten Woche Mittwoch und in der zweiten Woche Donnerstag. Nach der Verkündung der Wahlergebnisse beginnt das neue Bürgermeisterteam mit der Umsetzung seiner Wahlversprechen und lädt zu bestimmten Terminen Vertreter*innen jedes Bereiches zum Stadtrat ein. Im Stadtrat werden Gesetzesvorschläge gemacht und verabschiedet, Anträge gestellt und kontrovers diskutiert.

Zum Heldenthema konzipieren wir einen Spezial-Bereich: die Erfinderwerkstatt. Hier tüfteln die Laborant*innen an Spezial-Ausstattung und Zubehör für Held*innen und machen jede Menge Experimente. Super-Gadgets wie Roboterhände oder Kryptonit-Kristalle sind auf dem Markt gut verkäuflich. Aber auch Düsenantriebe als Requisiten für das Media-Lab oder Seifenblasenmaschinen fordern den Erfindergeist heraus. Show-Experimente auf der Bühne verblüffen das Publikum.

Im Media-Lab werden Superheld*innen für Trickfilme und Computerspiele erfunden. Spezial-Effekte machen es möglich, als Superheld über eine Skyline zu fliegen (Greenbox-Experimente) und übermenschliche Fähigkeiten auf die Leinwand zu bringen. In der spannenden Heldenserie „Mortal Wombat“ versammeln sich die unterschiedlichsten Heldencharaktere in einer Heldenakademie und nehmen in einer völlig verrückten Geschichte rund um einen begehrten Wombat den Kampf gegen das Böse auf. Schon die Premiere der Serie sorgt für einen Zuschaueransturm auf unsere „Lounge“, die Anzahl an Fans wächst von Folge zu Folge.

Die Reporter*innen der Zeitung, die sich diesmal den Namen „Heldenblatt“ gibt, berichten täglich, was in der Stadt passiert. Einzelne Bürger*innen oder ganze Gruppen erscheinen durch besonderes Engagement als „Heroe of the day“ auf dem Titelblatt. Schriftsteller*innen und Comiczeichner*innen veröffentlichen in Sonderausgaben Geschichten über Lieblingshelden. Die Reporter*innen fehlen natürlich auch bei keinem öffentlichen Ereignis wie zum Beispiel dem Stadttrat und berichten in der nächsten Ausgabe kritisch über die Verläufe und das Engagement des Bürgermeisterteams.

Die Kunstakademie arbeitet auf künstlerische Weise an Heldenbildern und Denkmälern und verschönert die Stadt mit der Gestaltung von Betonflächen und Plakaten. Auch Musik- und Theaterauftritte der Bühnenwerkstatt und Shows vom Zirkus bereichern das kulturelle Leben. In kurzen Szenen beschäftigen die Teilnehmer*innen sich damit, ob man für heldenhafte Taten Superkräfte oder andere Fähigkeiten braucht und zeigen auch, wie schnell Heldenruhm verblassen kann. Die Kinder schlüpfen in die Rollen ihrer Lieblingsheld*innen, und kreieren „Super-Kind“, ein Musical, das beim großen Abschluss aufgeführt wird. Die Erkennungsmelodie ist dermaßen eingängig, dass sie uns noch lange als Ohrwurm begleitet….

Im Sportverein werden Superkräfte trainiert und sinnvoll eingesetzt. Spezielle Gäste aus dem Bereich Selbstverteidigung/Kampfkunst geben Workshops. Eine Erlebnispädagogin gestaltet mit den Kindern Verspannungen aus Seilen zwischen den Bäumen, so dass man im „Lasernetz“ oder bei der Hindernisüberquerung zeigen kann, ob man das Zeug zum Helden hat. Bei tollen Olympiaden und Turnieren erleben alle gemeinsam, was Teamgeist möglich macht.

Wer von seiner eigenen Bude träumt, wendet sich an die Handwerker*innen vom Bauhof. Mit jeder Menge Holz wird mitten in der Stadt ein Heldenquartier errichtet. Hier warten einige Herausforderung: klettern in schwindelerregenden Höhen und die 4 m hohe Feuerwehrstange herunter zu rutschen erfordert Überwindung.

Die Schreinerei entwirft und baut die passenden Sitzgelegenheiten für die Aussichtsplattformen und macht aus alten Fahrradschläuchen gemütliche Hängesitze.

Das Autowerk ermöglicht es, den begehrten Führerschein zu machen, um in Blitzgeschwindigkeit im selbst gebauten Heldenmobil die Stadt zu erobern. Batmobile und andere Straßenkreuzer sorgen für viel Verkehr in der Stadt. Beim großen Seifenkistenrennen steht das Stadtleben still, weil alle dabei sein wollen. Die Fahrer kostümieren sich lustig bis kurios, sogar Ghostbusters sind dabei und das Volk jubelt von den Rängen des Quartiers. Der Star, der nicht durch Schnelligkeit sondern durch Originalität besticht, ist „Hook“, der zuverlässige Abschleppwagen, originalgetreu nachgebaut aus „Cars“.

Im Abenteuer-Camp am Stadtrand geht es deftig zu. Hier genießt man das freie Lagerleben. Mit einfachen Mitteln werden Tipis gebaut. Ein Lehmofen und die kleine Hühnerschar tragen dazu bei, dass die Abenteurer*innen autark leben können. Über dem Feuer der Outdoor-Küche wird gekocht und gebraten, es werden Messer geschnitzt und Fische geräuchert.

Mit den selbstverdienten Düsseleuro können die BürgerInnen nach Lust und Laune schöne und praktische Dinge für ihre Missionen kaufen, sich selbst für ihre Heldentaten belohnen oder ihr Konto bei der Bank auffüllen. Besonders umschwärmt an den Markttagen sind die Stände von Modehaus und Schmuck & Design-Atelier, wo es neben dem üblichen Schmuck und Mode-Accessoires auch Buttons mit Heldensprüchen, Capes und Masken, coole Taschen und T-Shirts mit Helden-Logos zu erstehen gibt. Die Köch*innen und Bäcker*innen im Bistro sorgen durch Superfood dafür, dass nach dem ausgedehnten Einkaufsbummel alle wieder zu Kräften kommen.

Wenn Düsseldörfchen am zweiten Mittwoch Bergfest feiert, steht traditionell die Kinderkinonacht auf dem Programm. Wir laden alle Teilnehmer*innen ein, abends in ihre Stadt zurück zu kommen und auf großer Leinwand Kino zu erleben, natürlich mit thematisch passendem Film, in diesem Jahr fällt die Wahl der Kinder auf „Die Unglaublichen“. Und wir lassen uns noch mehr einfallen und nutzen die Gelegenheit, die Kinderstadt in buntes Licht zu tauchen und geheimnisvoll zu illuminieren, um ein „Düsseldörfchen bei Nacht“- Erlebnis zu ermöglichen. Mitten im Film gibt es eine Pause und die zahlreichen Besucher erleben staunend den beleuchteten Park mit Sounds, die in der Bühnenwerkstatt entstanden sind und eine geheimnisvolle Atmosphäre zaubern. Die Kunstakademie hat eine bewegte Projektion auf einer riesigen Leinwand vorbereitet. Aus dem Paletten-Pool wabert Nebel, der von Trockeneis verursacht wird, die Tipis im Abenteuer-Camp leuchten von innen heraus und die Turmspitze wirkt beleuchtet vor dem dunklen Nachthimmel noch beeindruckender. Ganz bezaubert von der außergewöhnlichen Aktion sind sich alle einig, dass wir das im nächsten Jahr wiederholen müssen.

Bei den Stadtfesten orientieren sich jede Menge Mitmach-Aktionen und Darbietungen am Heldenthema, es gibt Foto- und Greenbox-Aktionen, Erlebnis-Parcours, Schurkenjagd, hydraulisches Murmellabyrinth, Modenschauen, Waschstraße für Seifenkisten, Versteigerungen und vieles mehr. Besonders beliebt ist das Helden-Suchspiel, bei dem mehrere Personen über Kopfhörer durch das Treiben gelenkt werden und durch Hinweise den Anti-Helden identifizieren müssen. Am letzten Tag kann man sich zur Erinnerung mit jeder Menge Kostümteilen, Sprechblasen und Requisiten in Superheldenposen fotografieren lassen.

Das Heldenthema hat unser Gemeinwesen um viele Aspekte, Spiel- und Gestaltungsmotive bereichert. Heldenfiguren verbinden Generationen, Betreuer und Kinder konnten ihre ganz eigenen Heldenvorstellungen einbringen und miteinander abgleichen. Es gibt viele Heldengeschichten aus dem diesjährigen Sommer zu erzählen, über stille Alltags- und laute Superheld*innen. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass die Stadt der Kinder ein Ort ist, an dem jede*r seine Lieblingsrolle leben und seine eigenen Ideen in die Tat umsetzen kann und gleichzeitig ein wichtiger Teil der ganzen Kinderstadt ist.